Herbert Zangs | Aneignung des Realen

Wir freuen uns, in unserem Viewing Room eine Auswahl von Werken des Künstlers Herbert Zangs (1924 – Krefeld – 2003) aus einer Privatsammlung zu zeigen.

Herbert Zangs nimmt in der abstrakten Kunst nach 1945 eine bedeutende und eigenständige Position ein. Sein Werk ist von einer Experimentierfreude, für die es in der deutschen Nachkriegsavantgarde nur wenige Parallelen gibt. Zangs sucht nach bisher noch nicht erprobten und unverbrauchten Ausdrucksmöglichkeiten. Er ist hochempfänglich für die unterschiedlichsten Eindrücke und Sinneswahrnehmungen, eine Wesensart, die in ein sehr taktiles und visuell markantes künstlerisches Idiom mündet. Im Kern entstehen seine Arbeiten, die eine interdisziplinäre Stilvielfalt zeigen, aus dem Bestreben sich die Realität anzueignen. Die Strukturen und Prozesse, die Zangs hierbei findet – wie das Verweißen, die Bildung von Rastern und Reihungen oder die Assemblage von realen Dingen und deren Transformation durch verändernde Eingriffe – erschaffen eine neue Ordnung und entgrenzen zugleich. Seine Arbeiten legen so die Widersprüchlichkeiten der Realität offen.

Das Ensemble umfasst Arbeiten aus vier Werkgruppen, die für die Kunstpraxis von Herbert Zangs charakteristisch sind: Anti-Bücher, Scheibenwischer-Bilder, verweißte Objekt-Collagen und Fundstücke sowie Knüpfungen und Faltungen. Die neun Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensphasen werfen ein Schlaglicht auf die Vielgestaltigkeit des Gesamtwerks von Herbert Zangs.

Herbert Zangs setzte für sein Leben und seine Kunst stets eigene Maßstäbe. Zangs war Zeit seines Lebens ein ruheloser Freigeist, der die Herausforderung und beständige Erneuerung suchte. Er hielt sich nicht an Konventionen und blieb selbstgewählt Einzelgänger und Individualist. Zangs lehnte es ab, sich einer Künstlergruppe anzuschließen oder einer Kunstrichtung zugerechnet zu werden.

Gleichwohl lassen wesentliche Aspekte seiner künstlerischen Praxis seine Nähe zu Ideen des Nouveau Réalisme, des Neo-Dada, der Arte Povera und der Zero-Bewegung deutlich werden: seine Praxis, Repräsentation in der Kunst mittels ausrangierter Alltagsgegenstände durch Realität zu ersetzen, sein experimenteller Zugang zu den unterschiedlichsten Materialien, die Betonung, die er auf die Materialien seiner Arbeiten und den künstlerischen, kreativen Prozess legte, wie auch das Partizipatorische seiner Kunst – die Aneignung seiner Arbeiten durch das eigene Erleben des Betrachters. Kunst entstand im Umgang mit scheinbar banalen, unbedeutenden Dingen und Materialien. Die Grenzen zwischen Kunst und Leben verschoben sich. Viele der neuen Ideen dieser sich entwickelnden Nachkriegsavantgarde finden sich in erstaunlicher Prägnanz bereits in Arbeiten von Herbert Zangs aus den 1950er Jahren.

Der 1924 in Krefeld geborene Herbert Zangs beginnt 1945 ein Studium an der renommierten Kunstakademie Düsseldorf. Auch Joseph Beuys und Günther Grass waren Studenten der ersten Stunde nach der Wiedereröffnung der Kunstakademie, die in den folgenden beiden Jahrzehnten ein Nährboden für die deutsche Nachkriegsavantgarde war.

Sehr früh sucht Zangs die Nähe zur jungen Kunstszene auch auf internationaler Ebene. Bereits 1951 reist er erstmals nach Paris. 1955 bezieht Herbert Zangs ein kleines Studio an der Place Denfert-Rochereau. Hier kommt er mit der Nouvelle École de Paris und ihren Kunstformen des Informel und Tachismus als neue Richtungen der abstrakten Kunst in Berührung. Zangs lernt in Paris den deutschen Künstler Wols kennen und freundet sich mit Albert Camus an. Das beständige Reisen wird fortan zum festen Bestandteil seiner Lebensweise. Zuweilen führt Zangs, der eine nahezu unstillbare Neugierde auf fremde Länder und neue Erfahrungen in sich trägt, ein Dasein auf ständiger Wanderschaft. Er bereist u.a. England, Italien, Griechenland, Tunesien, Algerien, Japan, Indien, die Südsee und Australien und hält sich in New York und Toronto auf. Seine ausgeprägte Offenheit und sein Charisma führen zu Begegnungen und Freundschaften mit vielen Künstlern seiner Zeit, auch jenseits der Bildenden Kunst in den Bereichen Literatur, Philosophie, Film und Schauspiel. Joseph Beuys nannte ihn „ein kreatives Chaos“. Günter Grass widmete ihm ein Kapitel in seinem Roman „Die Blechtrommel“. Während der Studentenzeit verdienten Grass und Zangs gemeinsam ihren Lebensunterhalt als Türsteher im Jazzlokal Csikós in der Düsseldorfer Altstadt.

Anfang der 1950er Jahre entstehen die ersten sogenannten „Verweißungen“, eine für die Kunst von Zangs ikonische Werkgruppe. Zangs überzieht Alltagsgegenstände mit weißer Farbe und stellt sie in dadaistischer Manier zu irritierenden Assemblagen zusammen.

Die „Verweißungen“ von Herbert Zangs stehen für einen radikalen Neuanfang in der Kunst nach dem verlorenen Weltkrieg aus einer Position, in der nichts mehr als gesichert erscheinen kann. Es war ein radikaler Schnitt notwendig. Zangs mag sich auch an das „Weiße Manifest“ des italienischen Arte Povera Künstlers Lucio Fontana aus dem Jahr 1946 angelehnt haben. Fontana proklamierte eine Neudefinition von Kunst. Alle Gattungen in der bildenden Kunst sollten zusammengeführt und das Tafelbild durch Raumkunst, Statik durch Dynamik abgelöst werden.

Die Situation während des Studiums im Nachkriegs-Deutschland gestaltet sich als schwierig. Material und Werkzeug sind Mangelware, die meisten Studienräume in der Akademie sind zerstört. Zusammen mit Joseph Beuys sucht Zangs in den Häusertrümmern nach verwendbarem Material. Dieser Umstand spiegelt sich in der ungewöhnlichen Verwendung zum Beispiel von Jute, Paketband, Industriefarben, Zement und weggeworfener Kleidung. Materialität als bedeutende ästhetische Eigenschaft eines Gegenstands wird fortan zu einem wichtigen Aspekt in der Kunst von Herbert Zangs. Ihm gelingt schließlich die vollständige Loslösung von dem hergebrachten Staffeleibild. Auch seine Gemälde, die sich meist in schlichten Kastenrahmen befinden, lassen sich als Materialbilder oder Objekte auffassen.

Pierre Restany (1930-2003), der französische Kunstkritiker, der 1960 das Manifest des Nouveau Réalisme verfasste und half, die Grundgedanken dieser Bewegung zu artikulieren, traf Herbert Zangs erstmals 1954 in Düsseldorf im Zusammenhang mit einer Ausstellung der Gruppe 53. 1956 begegneten sich beide erneut, als Zangs mit einem weißen Guss-Reliefbild am „Frühjahrssalon“ der Zimmergalerie Franck in Frankfurt am Main teilnahm, einer Zweizimmerwohnung, in der Künstler der Quadriga Gruppe sich seit 1952 trafen. Zangs zeigte Pierre Restany seine weißen Reliefbilder und verweißten objets trouvés und Assemblagen.

Das Werk von Zangs in den 1950er und 1960er Jahren ist ungemein innovativ. Seine Materialbilder mit strukturierten Faltungen und Reliefs basieren auf Prinzipien serieller Kunst noch bevor diese in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre populär wurde.

1977 nimmt Herbert Zangs an der documenta 6 in Kassel teil und zeigt dort eine Gruppe von Buchobjekten. In den 1980er Jahren entstehen neue Werkgruppen, die sich ebenfalls durch den außergewöhnlichen Auftrag von Farbe auf dem Bildträger auszeichnen. Hierzu gehören unter anderem die sogenannten Peitschen-Bilder und Blasen-Bilder. Zur Gestaltung beschichtet Zangs die Peitschenschnur mit Farbe und „peitschte“ das Material direkt auf den Bildträger. Blasen-Bilder entstanden durch Abdruck von in Farbe getauchten Glasrändern.

Anfang der 1990er Jahre verliert Zangs in Folge einer Diabetes beide Beine. Bis dahin hatte er mit seinen unzähligen Reisen wie auch im übertragenen Sinn aufgrund seiner anhaltenden Suche nach künstlerischer Erneuerung ein Leben in beständiger Bewegung geführt. In einem Interview aus dem Jahr 1996 sagt er: „Ich bin reicher geworden. Wenn ich nachts träume, laufe ich noch mehr, ich laufe im Traum, ich bin der größte Läufer dieser Erde. Ich habe mich aus dem Rollstuhl kippen lassen. Und dann bin ich auf dem Papierboden herumgekrochen wie ein Tier. Die tollsten Bilder meines Lebens!“ (Christian Tröster: Herbert Zangs: als Helden ließen sich die andern feiern, Interview in ART Nr. 12, Dezember 1996, Seiten 58-66.)

Am 26. März 2003 stirbt Herbert Zangs in Krefeld.

Arbeiten aus allen Schaffensperioden befinden sich in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen. Insbesondere im Rheinland existieren umfangreiche Sammlungen in Privatbesitz.

Protesthandlung gegen die Banalität |
Anti-Bücher

In den 1970er Jahren entsteht die Werkgruppe der Anti-Bücher. Herbert Zangs entwickelt diese Objekte in einer Vielzahl von Formen. Reale Bücher werden mittels Nägeln und Holzstiften, die durch den Buchkörper gestoßen werden, sowie mittels Schnüren oder auf den Buchschnitt gegossener Farbe drastisch deformiert. Durch die Bearbeitung als Kunstobjekt sind sie aus der Welt der Verinnerlichung von Themen über das gedruckte Wort in den Bereich der Optik und Haptik überführt. Zangs Anti-Bücher sind keine Vehikel zur passiven Aufnahme von Information und Wissen, sondern Objekte, die die eigene Erfahrung des Betrachters in Gang setzen.

Die Form des Buches ist nur noch eine verblasste Erinnerung an ein althergebrachtes Kulturgut. Bücher werden in ihrer früheren Funktion und ihrem ursprünglichen Inhalt durch die radikalen Deformationen ausgelöscht, sei es durch Verschnüren und Vernageln, sei es durch die Entkernung des Buchkörpers mittels herausgeschnittener Plus- und Minuszeichen.

Zangs Anti-Bücher sind nur noch Träger einer ästhetischen, künstlerischen Eigeninformation. Sie vermitteln keine Gewissheiten, sondern stellen Fragen an den Betrachter, etwa zur Zukunft der Wissensvermittlung oder zur Flüchtigkeit des Konsums von Informationen.

In anderen Ausformungen ahmen Anti-Bücher von Zangs die Form eines Buches nur nach etwa durch Seiten, die aus Drahtgitter oder aus Wellpappe bestehen und mit Plastikstreifen zusammengehalten werden.

Auf Einladung des Sammlers und Kurators Rolf Dittmar stellt Zangs 1977 seine Anti-Bücher auf der documenta 6 aus, in deren Fokus ein durch neue Medien befördertes erweitertes Verständnis von Kunst und der Rolle von Kunst in der Gesellschaft stand. Die Macher der documenta 6 widmeten damals neuen künstlerischen Medien wie Videokunst, Photographie, Film und Performance erstmals eigene Sektionen. Die Sektion „Metamorphosen des Buches“ befasste sich mit dem Buch als autonomes Kunstobjekt.

Rolf Dittmar (1924 – Wiesbaden – 1999) war sowohl Kurator der Abteilung „Künstlerbücher“ der documenta 6 als auch leidenschaftlicher Sammler. Dittmars Interesse galt zunächst konventionellen Künstlerbüchern und späterhin vermehrt Buchobjekten aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst. 1990 erwarb die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin Künstlerbücher und Buchobjekte aus der Sammlung Dittmar, darunter auch 10 Anti-Bücher von Herbert Zangs.

Das Buch als Instrument der Informationsvermittlung und die damit einhergehende Tätigkeit des Künstlers als Illustrator und Gestalter wurden in den späten 1960er und 1970er Jahren kritisch in Frage gestellt. Viele Künstler, die mit Pop Art, Konzeptkunst, Aktionskunst und Fluxus assoziiert werden, begannen in den späten 1960er Jahren mit dem Buch experimentell zu arbeiten. Wolf Vostell hat Bücher einbetoniert. Christo hat Zeitschriften verpackt. Daniel Spoerri hat seine Kleidung zu Büchern zerschnitten. Dieter Roth hat Bücher wie Nahrung behandelt und mit Lebensmitteln gefüllte Bücher hergestellt. Der belgische Künstler Marcel Broodthaers schuf Bücher aus Transparentfolien, die ihr Aussehen beim Umblättern von Seite zu Seite verändern. A.R. Penck hat Bücher durch Bemalung verfremdet und neu definiert. Bernard Aubertin hat angebrannte Bücher gestaltet.

Dittmars Auswahl für die documenta 6 war bewusst breit gefächert. Sie enthielt Buchobjekte von Künstler mit unterschiedlicher konzeptioneller und stilistischer Ausrichtung. Neben einer Gruppe von Anti-Büchern von Herbert Zangs wählte Rolf Dittmar Buchobjekte u.a. von Bernard Aubertin, Daniel Buren, Hanne Darboven, Ulrich Erben, Lucio Fontana, Gotthard Graubner, On Kawara, Anselm Kiefer, A.R. Penck, Dieter Roth, Klaus Staeck, Wolf Vostell und Lawrence Weiner für seine Ausstellung auf der documenta 6 im Jahr 1977 aus.

So unterschiedlich die Ausdrucksformen sind, zu denen die auf der documenta 6 vertretenen Künstler über ihre Beschäftigung mit der Form und der Idee des Buches gelangen, ein gemeinsamer Nenner ist die Medienkritik. Die Beschäftigung mit dem Buch als Kunstobjekt ist gleichbedeutend mit einem Experimentieren mit neuen Ausdrucksmitteln und der Befreiung von der konventionellen Verknüpfung von äußerer Form und Inhalt. Manfred Schneckenburger, der künstlerische Leiter der documenta 6 erkannte in der Selbstreflexion der künstlerischen Medien als Realitätssicherung des Künstlers ein Grundmuster der Kunst der 1970er Jahre. Herbert Zangs fand in dieser Haltung bereits in den 1950er Jahren den Kernpunkt seiner Kunst.

In seinem Essay „Metamorphosen des Buches“ im begleitenden Katalog zur documenta 6 bezeichnet Dittmar die Anti-Bücher von Zangs als Protesthandlung.
Hiermit stellt der Kurator ein wesentliches Charakteristikum der Kunst und des Wesens von Herbert Zangs heraus.

„Die »Antibücher« von Herbert Zangs sind Protesthandlungen. Protesthandlungen gegen das »schöne Buch«, Protesthandlungen gegen das Buch als Statussymbol, Protesthandlungen gegen die Banalität von Buchinhalten, gegen Informationskonsum und die Flüchtigkeit des Lesens.“

Rolf Dittmar, Metamorphosen des Buches, in: documenta 6, Bd. 3, Kassel 1977, Seite 298

Herbert Zangs
Ohne Titel (Pizzatütenbuch), ohne Datierung (1976)
Pergamintüten mit Illustration und Textaufdruck »Pizza – das italienische Essvergnügen für zu Hause«                                                                                                                                            14 Blatt, Drahtbindung, gelbe Schleife, Plomben, Krampen, Ringe, ausgedrückte Tube, Streichholzschachtel und Filz,
55 x 32 cm,  rückseitig signiert »Zangs«

Der Charakter von Zangs Anti-Büchern als Konventionsbruch und Protesthandlung manifestiert sich auch in dem Pizzatütenbuch, das Rolf Dittmar neben 8 weiteren Anti-Büchern von Herbert Zangs für die documenta 6 ausgewählte.

„Pizza – das italienische Essvergnügen für zu Hause…“ ist die einzige Information mit Schriftcharakter dieses Werks, das Herbert Zangs dennoch als Buch bezeichnet. Die Kombination der Pizzatüten mit weiteren Materialien, zu denen sich kein inhaltlicher Bezug ableiten lässt, wie einer Vielzahl an Plomben und Krampen, Ringen sowie einer ausgedrückten Tube und einer Streichholzschachtel, macht deutlich, dass dieses Buch nicht gelesen werden kann, ohne das Kunstobjekt in seiner Einheit zu zerstören.

Ein volkstümlicher Musikant in Anzug mit Fliege umwirbt mit einer Abendserenade bei untergehender roter Sonne eine junge Frau, die sich das Schauspiel von einem Balkon herabblickend ansieht. Die Szenerie bebildert eine Pergamintüte, in der Pizza als Take Away für den Weg nach Hause transportiert wird.

In den 1970er Jahren kam es infolge der Wirtschaftsrezession in Deutschland zum Anwerbestopp, der zum eigentlichen Beginn des dauerhaften Aufenthaltes der Gastarbeiter wurde. Viele der Zuwanderer, deren Ziel es zuvor war, mit dem in Deutschland verdienten Arbeitslohn eine bessere Existenz in ihrem Heimatland aufzubauen, holten jetzt ihre Familien nach und begannen sich auf einen längeren Aufenthalt in Deutschland einzurichten. Die Verbindung zur Heimat schwächte sich ab. In gleichem Maß sickerte italienische Alltagskultur in das Leben in den größeren deutschen Städten ein. Der Werbeslogan „Pizza – das italienische Essvergnügen für zu Hause“ in Kombination mit einer Illustration, die auf Klischees italienischer Lebensart beruht, atmet dieses durch unbeholfene Annäherung geprägte Verhältnis der Deutschen zu den Zuwanderern aus Südeuropa, die unverändert als Gäste, aber nicht als Mitbürger galten.

 

Zangs Pizzatütenbuch vereint als zum Kulturgut sublimiertes Artefakt der Trivalkultur Pop Art Ästhetik mit dadaistischer Ironie und einem Humor, der auch bereits die Ready Mades von Marcel Duchamp charakterisierte. Wie bei Duchamps Ready Mades vollzieht Zangs Pizzatütenbuch eine Kontextverschiebung von Populärkultur zu Hochkultur, jedoch mit irritierenden Brüchen, denn das Alltagsobjekt vermag als Buch und als Kunstwerk nicht recht zu überzeugen.

Insbesondere in seinen Anti-Büchern zeigt sich Zangs ironischer, ambivalenter Umgang mit Objekten. In dadaistischer Manier findet eine vollständige Zweckentfremdung des Gegenstands statt. Man fühlt sich an Marcel Duchamps (1887-1968) Ready Mades erinnert, etwa sein Cadeau von 1921, bei dem sich durch das Anbringen von Nägeln auf der Unterseite eines Bügeleisens eine ironische Umformung eines vermeintlich funktionalen Objektes vollzieht.

Zufällig gefundene, häufig industriell gefertigte Gegenstände des Alltags werden aufgrund der bloßen Auswahl durch den Künstler, der sie ihrer ursprünglichen Form und Funktion entledigt, in die Sphäre der Kunst transferiert. Die Leistung des Künstlers besteht in der Kraft seiner Vorstellung. Nicht die künstlerische Ausführung, beispielsweise im Sinne einer meisterhaften Beherrschung eines Malstils, ist entscheidend, sondern die dahinterstehende Vorstellung. Mit diesem revolutionären Ansatz seiner Ready Mades begründete Duchamp eine Gegenkunst. Er kritisierte den konventionellen Kunstgeschmack und forderte sein Publikum heraus, die Definition dessen, was Kunst ist, radikal zu überdenken. Diese Haltung verbindet Herbert Zangs mit dem Begründer der Konzeptkunst.

 

“Außen ist das Leben, innen ist das Leben.

Günter Grass machte ein Buch zum lesen, ich machte Bücher zum sehen.

Das Aufzeigen in der Schrift ist deshalb unmöglich, weil es zum imitieren anregt, es blockiert die besten Möglichkeiten, die das Aktuelle Jetzt hat,
weil das Aufgeschriebene immer Vergangenheit ist, (…).

Es ist etwas total anderes, ein Bild zu lesen. Das Buch ist eine Waffe und wird einmal tätig gegen das Leben.

Man zieht sich in die Buchablagerung zurück, um zu lesen, einfach so im vollen Leben, peinlich, wenn man daraus zurückkommt ist alles wie vorher,
man weiß zwar was, aber erfahren ist es nicht.“

 

 

Aufzeichnungen von Herbert Zangs aus einem Konvolut an Dokumenten aus dem Nachlass von Alfred Schmela, ehemals Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Herbert Zangs
Ohne Titel (Anti-Buch), 1975
Pariser Telefonbuch von 1975, Nagel, Sicherheitsnadel, Plastikband,  32 x 24 x 8 cm,
signiert und datiert »Zangs 75« auf dem Buchrücken

Bei dem Pariser Telefonbuch aus dem Jahr 1975 attackiert Zangs mittels Rechenzeichen das Buch in seiner räumlichen sowie inhaltlichen Dimension.

Das Buch und dessen Informationsgehalt sind durch tief in den Buchkörper mit einer Zickzackschere und einem Messer eingeschnittene Plus-, Minus- und Multiplikationszeichen ausgehöhlt und ausgelöscht.

Die Integration von Rechenzeichen, die sich bereits in Arbeiten aus den 1950er Jahren findet, blieb auch in späteren Werkphasen ein zentraler Aspekt in der Kunstpraxis von Herbert Zangs. Plus-, Minus- und Multiplikationszeichen gehören zum Formenrepertoire von Zangs. Er setzt sie ein, um Flächen und Körper zu strukturieren. Zugleich sind mit diesen mathematischen Symbolen Vorstellungen von Ordnung und Logik verbunden, was in deutlichem Widerspruch zu der Zerstörung von Sinn und Funktion durch die Einschnitte in den Buchkörper steht.

Bei dem dritten Anti-Buch aus der Gruppe greift Herbert Zangs die Verwendung von weißer Farbe und von objets trouvés auf, die bereits sein Frühwerk in den 1950er Jahren prägte.

Das von 1976 datierende Anti-Buch ist in der Tat ein Buch, genauer ein Roman über Eleonore von Aquitanien (1124–1204), eine der schillerndsten und einflussreichsten Frauen des Mittelalters, die durch Heirat mit Heinrich Plantagenet, Herzog von Anjou und der Normandie, Königin von England wurde. Die Ehe zwischen Eleonore und Heinrich war aufgrund von Eleonores Anspruch auf eigenständige Machtausübung konfliktreich. Eleonore schloss sich in den Jahren 1173/1174 der Rebellion dreier ihrer Söhne gegen den Vater an.  Heinrich stellte sie 15 Jahre lang unter Hausarrest. Nach dem Tod ihres Ehemannes übernahm Eleonore von Aquitanien die Regentschaft für ihren Sohn Richard Löwenherz und trug zu dessen Befreiung aus der staufischen Gefangenschaft bei, als Richard Löwenherz Ende des 12. Jahrhunderts nach einem Kreuzzug auf der Heimreise bei Wien entführt wurde und gegen Lösegeld freigepresst werden musste.

Das Buch ist mit Jute-Schnüren umschlungen, quasi fast geknebelt. Auf dem Buchdeckel sind weiße Spitzenhandschuhe eingenagelt, was die Assoziation von an das Buch gefesselten Hände hervorruft. Der Band ist an einer Textstelle aufgeschlagen, die die Begegnung von „Königin Eleonore“ mit ihrer schwangeren Schwester Pernella und ihrer engen Vertrauten Loanna von Grimwald beschreibt.

Der rote Einband, die weißen Spitzenhandschuhe, aber auch die martialisch in das Buch getriebenen Nägel deuten einen Zusammenhang zwischen der Gestaltung und dem Inhalt des Buches an. Das Objekt wirkt einerseits zart und ästhetisch. Durch den stellenweise lesbaren Text baut sich zudem ein Spannungsbogen auf. Die Schnüre und Nägel führen andererseits einen Bruch in der Wahrnehmung herbei und schaffen eine Aura der Gewalt.

 

Herbert Zangs
Ohne Titel (Anti-Buch), 1977
Buch, Damenhandschuhe, Nägel, Jute-Seil, weiße Farbe,  25 x 29 cm,
signiert und datiert »Zangs 77« auf dem Buchdeckel

»WATHER GO WITH SE WIND« | Scheibenwischer-Bilder

1957 stellt Herbert Zangs erstmals im Ausland aus. In diesem Jahr zeigen die Drian Gallery und die New Vision Centre Gallery in London eine Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Herbert Zangs. Er ist hiermit einer der ersten deutschen Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg, die in England Einzelausstellungen hatten. 1956 gründete die britisch-polnische Künstlerin und Galeristin Halima Nalecz zusammen mit den vom Abstrakten Expressionismus beeinflussten Künstlern Denis Bowen und Frank Avray Wilson die New Vision Centre Gallery aus der Motivation, in der Londoner Kunstszene für mehr Vielfalt zu sorgen. Halima Nalecz war der Auffassung, dass die etablierten Londoner Kunsthändler im Karree rund um die New Bond Street zu wenig zur Förderung junger Künstler beitrugen. 1957 eröffnete Halima Nalecz mit der Drian Gallery ihre eigene Galerie. Die beiden partnerschaftlich agierenden Galerien vernetzten Künstler aus allen Teilen der Welt miteinander und schufen so ein Zentrum für Post-War Kunst, dessen Beitrag in den vergangenen Jahren breitere Beachtung fand. Möglicherweise entstand über Herbert Zangs auch der Kontakt seines Künstlerkollegen und Freundes Adolf Luther zur Drian Gallery, die Luther 1960 eine Einzelausstellung widmete. Beide Galerien stellten weitere bedeutende Post-War Künstler zu Beginn ihrer Karrieren aus, darunter unter anderem auch Fred Sandback.

Die aus dem Jahr 1957 datierende orange-blaue Scheibenwischer-Reihung war 1958 in einer Ausstellung in der Drian Gallery in London zu sehen. Das in Acryl auf Leinwand gehaltene Gemälde ist eines der frühesten Zeugnisse von Zangs Scheibenwischer-Bildern.

Auf der Rückseite der Leinwand findet sich ein handschriftlicher Vermerk von Zangs, der wie ein Ausdruck von »deadpan humor«, des sprichwörtlichen trockenen britischen Humors wirkt: „Wather go with se wind“.

Während seines Aufenthaltes in London in 1957 inspiriert Herbert Zangs eine Autofahrt bei Regen zur Entwicklung seiner Scheibenwischer-Technik. Abgenutzte Autoscheibenwischer geben den Blick durch die Frontscheibe nur in Schlieren von unvollständig zu den Seiten verwischtem Regenwasser frei. Scheibenwischer getaucht in sehr dünnflüssige Farbe, meist in einem intensiven Ultramarinblau, werden in rhythmischer Abfolge auf den Bildträger aufgebracht.

Die Reihung von Seite an Seite gesetzten Linien teilt die Fläche in rhythmischer Abfolge in Gegensatzpaare auf, positive und negative, offene und geschlossene, transparente und opake Bereiche. Zangs Scheibenwischer Bilder wirken sehr bewegt. Der Eindruck von Bewegung in serieller Reihung bestimmt unsere Wahrnehmung dieser Bilder – so sehr, dass man sich an mehrstimmige Tonfolgen in Kontrapunkt-Technik in der Musik erinnert fühlen kann.

Bei dieser Scheibenwischer-Reihung aus dem Jahr 1957 lässt sich der Entstehungsprozess in besonderem Maß nachvollziehen. Der leuchtend ultramarineblaue Grund ist in eng gesetzter horizontaler Abfolge mit Schlieren in Orange überzogen. Zangs arbeitete schnell, der blaue Grund war noch nass, so dass die dünnflüssige orangene Farbe sich stellenweise mit dem Blau verband und zu einem dunklen Lila wechselte.

Bei allem Interesse an durch gleichförmigen Rhythmus bestimmter Struktur bleibt das Bildgefüge von Zangs instabil und in feinen Nuancen in sich gebrochen. Durch das Abbrechen von Linien und das Ausbrechen von Farbe entstehen in der tendenziell gleichförmigen Bewegung Brüche, die erst zu der Wahrnehmung von Vibration als periodischer Schwingung führen. Die Schnelligkeit des Farbauftrags hat ihre Parallele in der Assoziation von durch den Wind während einer schnellen Autofahrt an die Ränder der Scheibe getriebenen Regenspuren, worauf auch die Bezeichnung, die Zangs auf der Rückseite der Leinwand notiert hat, Bezug nimmt.

Diese frühe Scheibenwischer-Reihung ist auch aufgrund ihrer Farbgebung bemerkenswert. Die Wahrnehmung von Vibration wird durch zwei optische Kontraste noch gesteigert: durch den Flimmerkontrast, der entsteht, wenn zwei deutlich unterschiedliche, ungetrübte Farben gleicher oder ähnlicher Helligkeit aufeinandertreffen, sowie durch den Komplementär-Kontrast zwischen Ultramarinblau und Orange. Durch ihre Gegensätzlichkeit steigern sich die Farbtöne wechselseitig. Direkt nebeneinander gesetzt entwickeln sich die höchste Leuchtkraft und die höchste Farbwirkung. Zugleich löschen sich die Komplementärfarben gegenseitig aus, wenn sie sich vermischen.

Herbert Zangs
Ohne Titel (Scheibenwischer-Reihung in Orange auf Blau)
Acryl auf Leinwand , 62 x 63 cm, 
rückseitig bezeichnet »Wather go with se wind« sowie »London« und signiert und datiert »Zangs 57«

Die Werkgruppe der Scheibenwischer-Bilder ist im Ursprung eng mit dem Aufenthalt von Zangs in London und England in der Zeit zwischen 1957 und 1960 verbunden, jedoch hat sich Herbert Zangs mit dieser Technik und den hiermit verknüpften Themen von serieller Reihung und rhythmischer Strukturierung eines gedachten Raumes auf zweidimensionaler Fläche bis in die 1980er Jahre befasst.

Die 1983 datierte Scheibenwischer-Reihung in großem Format von rund 100 x 180 cm variiert diese Technik des Farbauftrags. Die Leinwand ist durch bogenförmig gefächerte Reihungen strukturiert, die sich in ihrem Radius von unteren zum oberen Bildrand vergrößern, womit sich der Eindruck des Pulsierens vermittelt.

Zangs setzt Farbe dynamisch und zur Rhythmisierung ein, als ein Material, das zu strukturieren ist. Es geht ihm hierbei jedoch nicht um das Abbilden von kreativen, inneren Prozessen im Unterbewussten über den Farbauftrag und dessen Struktur wie bei den Abstrakten Expressionisten und Künstlern des Informel.

Zangs steht vielmehr für einen neuen methodischen Ansatz in der zeitgenössischen Kunst nach 1945. Seine künstlerische Handschrift ist durch einen experimentell-innovativen Ansatz geprägt. Er kombiniert und nutzt die unterschiedlichsten Materialien und erreicht hiermit die Auflösung der klassischen Bildform. Seine Arbeiten befassen sich in konzeptueller Art und Weise mit Farbe, Textur und Struktur und der Relativität in der Wahrnehmung dieser Aspekte durch den Betrachter.

Herbert Zangs
Ohne Titel (Scheibenwischer-Reihung),
1983
Acryl auf Leinwand, 99,5 x 180,5 cm, 
am unteren Rand mittig signiert und datiert »Zangs 83«, rückseitig signiert und datiert »Zangs 83«

 

Dynamik und Brüchigkeit von  Ordnung |
Faltungen und Knüpfungen

Die Faszination, die Herbert Zangs für die Störung und Disruption von Ordnung entwickelte, zeigt sich auch in der immer wiederkehrenden Gegenüberstellung von naturgegebenen oder durch Zufall entstandenen Strukturen und künstlich erschaffenen Strukturen. Dieser Wesenszug seiner Kunst prägt sich deutlich in seinen Knüpfungen und Faltungen aus. Die rasterartigen Strukturen, deren Ränder reliefartig in den Raum wachsen, schaffen neue Räume und begrenzen sich dabei gegenseitig. Auch hier zeigt sich der Spannungszustand, der seiner Kunst innewohnt. Er wird aus der Kombination entgegengesetzter Gestaltungsprinzipien geboren.

 

Faltungen aus Papier und Karton sowie anderen unkonventionelleren Materialien wie Gitterdraht zeigen je nach Beschaffenheit Raster durch Gratbildung, Brechen, Knicken und Fälteln. Die Raster weisen niemals ein regelmäßiges, einheitliches Muster auf. Das Ordnungssystem, das Zangs mit der Faltung der Materialien schafft, ist durch subtile Unregelmäßigkeiten gekennzeichnet. Bei der 1976 datierten Drahtfaltung stehen horizontale und vertikale Linien nicht im rechten Winkel zueinander. Die Zellen sind von unterschiedlicher Größe. Ein Raster oder ein Gitter sind gleichbedeutend mit einer Begrenzung, die ein Hindernis für Entwicklung darstellt. Unregelmäßigkeiten und unterbrochene Linien sind Gegenbewegungen, die diese Beschränkungen lockern und Grenzen auflösen. Die Komposition ist dynamisch und erhält ihre Form durch Kontraste, konvexe und konkave, offene und umschlossene, gerade und ungleichmäßige Linien.

 

Herbert Zangs
Ohne Titel (Drahtfaltung), 1976
Gitterdraht, Klebeband, Sicherheitsnadel, 89 x 79 cm,
signiert und datiert auf einem Stück Klebeband unten rechts »Zangs 76«

Die Faltungen und Knüpfungen von Herbert Zangs sind als Materialbilder begreifbar. Knüpfungen bestehen aus ausrangierten Stoffen, in die Zangs eine rhythmische Struktur einschreibt, indem er Korkstücke oder kleine Steine in die Textilien einknüpft. Sie zeigen eine ähnliche Dynamik wie die Faltungen von Zangs.

Bei der großen Knüpfung aus den frühen 1970er Jahren verwendet Zangs ein altes Betttuch, das er verweist, so dass der Stoff durch die Farbe verhärtet und an Struktur gewinnt. Durch die eingeknüpften, in Reihen angeordneten rundlichen Gegenstände, vermutlich Kieselsteine, ergibt sich eine Raffung des Materials. Die Faltenwürfe verleihen der Arbeit Stofflichkeit und Plastizität. Der Eindruck einer monotonen Serialität entsteht jedoch nicht, denn keine der Reihen und keine der durch die Knüpfung gebildete Parzelle entspricht der anderen. Die individuelle Formung der einzelnen Felder erweckt den Eindruck einer dynamischen Unordnung innerhalb einer im Grundsatz auf Regelmäßigkeit angelegten Struktur. Die Realität und Gegenständlichkeit des Leinentuchs tritt in Widerstreit mit der künstlerischen Verformung.

Bemerkenswert hierbei ist, dass Zangs stets die Autonomie und die Eigenheit des Materials respektierte, ja sie geradezu betonte und suchte. Dieser Wesenszug seiner Kunst ist auch gerade im Vergleich zu Künstlern der Zero-Bewegung interessant, die sich ebenso mit Serialität, rhythmischer Struktur und Monochromie befassten, jedoch zu Material und Farbigkeit einen weit weniger ambivalenten und komplexen Bezug hatten.

 

Herbert Zangs
Ohne Titel, (große Knüpfung), vermutlich Anfang der 1970er Jahre
verweißtes Betttuch mit Einknüpfungen, 102 x 85 cm,
signiert unten rechts »Zangs«

Widersprüchlichkeiten der Wirklichkeit |
verweißte Assemblagen

Um 1952 beginnt Herbert Zangs Collagen aus Abfallmaterialien anzufertigen und sie mit einfacher, dünn aufgetragener Dispersionsfarbe in einem gebrochenen Weiß zu übermalen. Auch Fundstücke, ausrangierte Gebrauchsgegenstände wie zerschlissene Kleidungsstücke, Werkzeuge, Holzbretter oder Lederkoffer, überzieht Zangs mit einer Schicht weißer Farbe, ein Akt der Verfremdung. Die Gegenstände erhalten eine neue Identität und scheinen in einer zeitlosen Zwischenwelt ihrer früheren Funktion entledigt. Wenn auch die Verweißungen von Herbert Zangs zunächst wie eine homogene Werkgruppe wirken, arbeitet er mit einer Vielzahl an Medien und einer Vielfalt an Materialien. Die heterogenen Ursprungskontexte und die oftmals gegensätzlichen Eigenschaften der Alltagsgegenstände, die Zangs in seinen Assemblagen „gefundener Objekte“verbindet, irritieren: zart und transparent, grob und sperrig. Die weiße Farbe vereint und strukturiert jedoch die Gegensätze. Und die Mittel, mit denen die Materialien zusammengefügt sind, verbergen nicht den faktischen Vorgang der Komposition, wie das Klammern mit einem Tacker, das Knoten oder Falten.

Unter einer Schicht weißer Dispersionsfarbe verdeckt Zangs die Materialität seiner Assemblagen gerade soweit, dass ihre Strukturen und Formen, neutralisiert durch die weiße Farbe, miteinander verschmelzen und sich zu einer neuen, autonom erscheinenden Einheit wandeln können. Die weiße Farbe vereinheitlicht ihre Erscheinung, ihre Struktur jedoch, der Dreck und die Gebrauchsspuren schimmern durch die opak aufgetragene Farbschicht hindurch. So ist man bei der Übermalung gebrauchter Alltagsgegenstände mit weißer Farbe stets versucht, den Blick auf die Beschaffenheit und die Geschichte des gewählten Gegenstands oder Materials zu lenken.

Dennoch folgt Zangs bei der Auswahl seiner objets trouvés auch rein formalen Gesichtspunkten. Ihn interessieren ordnende Strukturen und deren Unterbrechung und Beschädigung, die sich mit der Nutzung des jeweiligen Gebrauchsgegenstands ergibt. Das wabenförmige Raster des Verpackungskartons gerät aus dem Rhythmus. Bogenförmig angeordnet und am oberen Ende zusammengebundenen verschieben sich die quadratischen Öffnungen zusehends zur Raute bis zum vollständigen Verschwinden im oberen zusammengebundenen Bereich, der wie ein Griff wirkt, so dass die Assoziation eines Handfegers entsteht. Das Objekt ist transformiert und in Bewegung. Es verharrt nicht in dem ihm ursprünglich gegebenen Zustand.

Herbert Zangs
Ohne Titel (Fundstück)
Verpackungskarton, Kordel, verweißt, 51 x 36 cm,
signiert und datiert oben rechts »Zangs 52«

Herbert Zangs
Ohne Titel, (Dachdeckergarnitur)
Eichenfurnier auf Sperrholz, Dachdeckergarnitur, verweißt, 88,5 x 73 cm,
signiert und datiert unten rechts »Zangs 59«

Zangs berichtete in Interviews wiederholt, dass die Eindrücke, die er als Pilot der Luftwaffe im Einsatz in Norwegen im Zweiten Weltkrieg sammelte, entscheidende Impulse waren für die Entwicklung seines Gespürs für abstrakte Strukturen und auch für die Monochromie in seinem Werk. Die Betrachtung der menschenleeren, weiten und über lange Monate schneebedeckten Landschaft aus der Luft war eine prägende Sinneserfahrung. Aus der Distanz und unter direkter körperlicher Wahrnehmung von Bewegung und Beschleunigung abstrahiert und verdichtet sich die gegenständliche Welt zu Strukturen.

Ähnlich wie Joseph Beuys benennt Zangs ein konkretes Kriegserlebnis als prägend. Er stürzt ab und überlebt eingewickelt in Fallschirmseide im Schnee. Die Landschaft wurde über Nacht durch heftigen Schneefall verwandelt. Vertrautes und Bekanntes erscheint ihm plötzlich fremd. Die Realität hatte ihre Lesbarkeit verloren. Zangs musste sie sich neu aneignen. Auch nach seiner Rettung und dem Erwachen im Lazarett sieht er durch das Fenster als erstes eine schneebedeckte Landschaft. Zangs beschreibt dieses Schlüsselerlebnis als “… sagenhaft” (…) “das Weiß lag wie Kunst über allem.”  (Christian Tröster: Herbert Zangs: als Helden ließen sich die andern feiern, Interview in ART Nr. 12, Dezember 1996, S. 58-66.)

Dieses Verweben von Seh- und Sinneserfahrungen aus dem richtigen Leben mit dem kreativen Prozess und einem experimentellen, innovativen Zugang zu den unterschiedlichsten Materialien ist grundlegend für die Kunst von Herbert Zangs und findet sich in allen Werkgruppen.

Und nicht nur in Europa richtet sich der Blick in der Kunst nach 1945 auf den Dialog mit der Realität. Mit Combines, Assemblagen aus Alltagsgegenständen, scheinbar wahllos auf einer Leinwand oder einer Hartfaserplatte arrangiert, entwickelte beispielsweise Robert Rauschenberg im Jahrzehnt zwischen 1954 und 1964 eine vergleichbare künstlerische Praxis, die eine Verschmelzung von Kunst und Realität anstrebte. Der Spalt, der die Kunst vom Leben trennt, sollte geschlossen werden.

Herbert Zangs bewegte sich bereits in seinem Frühwerk in den 1950er Jahren frei im Feld der sich entwickelnden europäischen Avantgarde. Das Denken in Stilrastern war ihm fremd, die Zuordnung zu einer Kunstrichtung lehnte er ab. Dadaismus, Zero, Nouveau Réalisme und Arte Povera, sein Werk kann mit diesen Etiketten der Kunstgeschichte nach 1945 assoziiert werden.

Übereinstimmend mit seiner Persönlichkeit verlaufen die Werkphasen von Herbert Zangs nicht geordnet und in linearer zeitlicher Abfolge. Ihm sind stilistische Einordnungen, auf denen der Kunstmarkt und die Kunstgeschichtsschreibung in weiten Teilen beruht, gleichgültig. Zangs pflegt vielmehr eine interdisziplinäre Stilvielfalt. So knüpft er im Laufe der 1970er Jahre an sein Frühwerk an und setzt seine Werkgruppe der Verweißungen fort. Zu dieser Zeit nach den grundlegenden gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen Ende der 1960er Jahre, die zu einem erweiterten, offeneren und undogmatischeren Kunstverständnis führten, setzte die lebhafte und tiefergehende Rezeption der Kunst von Herbert Zangs ein, die bis heute anhält.

ARTWORKS IN PUBLIC COLLECTIONS | selection

Stedelijk-Museum, Amsterdam
Staatliche Museen, Kunstbibliothek-Sammlung Dittmar, Berlin
Daimler Art Collection, Berlin
Sammlung des Bundes, Bonn
Szépmüvészeti Múzeum, Budapest
Museum am Ostwall, Sammlung Cremer, Dortmund
Leopold Hoesch-Museum, Düren
Lehmbruck-Museum, Duisberg
Museum für aktuelle Kunst- Sammlung Hurrle, Durbach
Städtisches Museum für Neue Kunst, Freiburg
Hamburger Kunsthalle – Graphische Sammlung and Sammlung Cremer, Hamburg
Kunsthalle, Karlsruhe
Adolf-Luther-Stiftung, Krefeld
Kunstmuseen Krefeld, Krefeld
Neue Galerie der Stadt Linz
Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl
Fondation Cartier pour l’art contemporain, Paris
Städtisches Kunstmuseum, Singen
Staatsgalerie, Stuttgart
Ulmer Museum, Ulm
Museum Wiesbaden, Wiesbaden
Märkisches Museum, Witten

EDUCATION, TRAVELLING, ENCOUNTERS & AWARDS

1941-43
Military service in Norway and Finland
1945-50 Kunstakademie Dusseldorf
1948 journey to Switzerland
1949 journey through Italy and Sicily
1951 journeys to Paris, South of France, Algeria and Tunesia, encounter with Wols and time spent together as clochards in Paris

WHITENED OBJECTS, KNOTTINGS and FOLDINGS, RELIEF-PAINTINGS

 

1952 Art Award of the city of Krefeld, journeys to France, Spain, the Netherlands and Belgium
1953 Art Award of Youth of the Federal Association of German Industry, journeys to Italy, Greece, Switzerland and Paris, encounter with Henry Miller
1954 journey to Macedonia and Egypt
1955 stay in Paris, encounter with Albert Camus
1956 scholarship of the cultural committee of the Federal Association of German Industry, encounter with Pierre Restany

WINDSCREEN WIPER PAINTINGS

1957 Premio Lissone Award, Lisbon

BLACK PAINTINGS

1958 Frist Price of the Benjamin-Franklin-Foundation for a design for the exterior wall of the auditorium of the Berlin Congress Hall, Herbert Zangs takes up residence in London
1960 first encounter with Adolf Luther
1961 journey on commission to Western and Central Africa
1962 Prix d’Europe de peinture, Ostende, Zangs takes up permanent residence in Southern France
1965 move to Paris, stay in Tenerife
1968 “Tavolozza d‘Oro” Award (Golden Panel) in Taranto, journeys to Mexico and through the United States
1970 two-month journey through Asia
1971 journeys to Mexico, Portugal, Italy and the Bahamas
1974 journeys to Singapore and the South Pacific

ANTI-BOOKS

1977 participation in documenta 6, journeys to Africa and Mauritius
1977 leg injury in the course of a car accident
1979 fisticuffs with police in Paris resulting in an entry ban

BRUSH PROCESSINGS and BUBBLE PAINTINGS

1979 death of his mother, aquaintance with Josephine Ochs, journeys to Australia and New Zealand, where Zangs has various exhibitions

WHIP PAINTINGS

1990 return to Krefeld and living hotels
1992/93 amputation of both legs

WHEELCHAIR PAINTINGS

1994 Badge of Honour of the city of Krefeld

2003 death at a retirement home in Krefeld

 

SOLO EXHIBITIONS | selection

2019
Plus-Minus, Blain Southern, New York

2018
Less is More, Blain Southern, Berlin

2017
Museum Sammlung Hurrle, Durbach

2014
Herbert Zangs – Kunstverein Villa Wessel, Iserlohn

2013
Herbert Zangs – The Mayor Gallery, London

2009
Arbeiten aus fünf Jahrzehnten – Kunstverein Buchholz, Buchholz

2007
Herbert Zangs – Die Fünfziger Jahre – Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz
Accrochage Herbert Zangs from 1953 to 1954, Atelier du Musée Zadkine, Paris

2006
Die Weißungen – Herbert Zangs, Goethe Institut, French Culture Center, Izmir

2004
Herbert Zangs – Frühe Arbeiten – Galerie Fellner von Feldegg, Krefeld
Herbert Zangs – Frühe Objektverweißungen 1952 – 1954, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Munster

2003
Herbert Zangs – „in memoriam“, Krefelder Kunstverein, Krefeld

1999
Meilensteine – 75 Jahre Zangs – Galerie Heidefeld & Partner, Krefeld
Herbert Zangs zum 75. Geburtstag – Galerie Benden & Klimczak Edition Kunst Parterre GmbH, Cologne

1996-1998
Retrospective – Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl, Museum für Neue Kunst Freiburg and Heidelberger Kunstverein

1995
Fondation Cartier pour l’art contemporain, Paris

1994
Krefelder Kunstverein

1985
Sprengel Museum, Hanover

1981
Center of Culture, Melbourne

1978
Museum Wiesbaden
Mannheimer Kunstverein

1976
Kunstverein und Städtische Kunstsammlungen, Gelsenkirchen

1974
Westfälischer Kunstverein, Munster

1970
Kaiser Wihelm-Museum, Krefeld

1969
Paintings by Herbert Zangs Centennial Center of Science and Technology, Toronto, first performance, Toronto

1967
Galerie 44, Brussels

1963
Von der Heydt-Museum, Wuppertal

1961
Galerie 59, Aschaffenburg (with Adolf Luther)

1960
Märkisches Museum, Bonn

1958
Drian Gallery, London

1957
Herbert Zangs – Paintings and Drawings, New Vision Centre Gallery, London

1950
Kaiser-Wilhelm Museum, Krefeld (figurative works)

GROUP EXHIBITIONS | selection

2017
From The Collection: Europe 1960 – Azimuth, Concrete Art, Nouveau Réalisme, Zero, Kunstmuseum Liechtenstein

2016
Facing the Future: Art in Europe 1945-1968, ZKM, Karlsruhe, Palais des Beaux-Arts de Brussels, Brussels and Pushkin State Museum of Fine Arts, Moscow

2015
Nice to See You! 160 Works from the Collection – Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

2013
Generosity. Donations and Loans to the ZKM Collection – ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Karlsruhe
Poesia – Works from the Rik Reinking Collection,  Städtische Galerie Delmenhorst, Delmenhorst

2010
Minimalism Germany 1960s – Daimler Contemporary, Berlin
Von Angesicht zu Angesicht – Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, Marl

2009
Sammlung Veronika und Peter Monauni – Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

2008
Classical: Modern II – Daimler Contemporary, Berlin

2006
till & Konsequent, Arbeiten aus der Sammlung Uwe Obier – Kunstverein Siegen, Siegen

2003
10 Jahre Galerie Benden & Klimczak – Städtische Galerie im Park, Viersen

1997
L’Empreinte, Centre Geogres Pompidou, Paris

1995
Fluxus und Noveaux Réalistes, Sammlung Cremer, Kunsthalle Hamburg

1992/93
Das offene Bild, Westfälisches Landesmuseum Münsert und Museum für bildende Künste, Leipzig
Only Paper?, Galerie Villa Zanders, Bergisch-Gladbach
Azur, Fondation Cartier, Jouy-en-Josas

1978
Teheran Museum of Contemporary Art, Teheran

1977
Documenta 6, Kassel

1973
Europäische Avantgarde 1950-70, Sammlung Cremer, Kunsthalle Tübingen

1965
Licht und Bewegung – Kinetische Kunst, Kunsthalle Bern

1961
Avantgarde 1961, Städtisches Museum, Trier
International Exhibition of Contemporary Painting and Sculpture, Carnegie Institute, Departement of Fine Arts, Pittsburgh

1958
Exhibition of Graphic Action, Newcastle-upon-Tyne

1957
Micro-Salon d’Avril, Galerie Iis Clert Paris and Galleria La Tartaruga, Rome

1956
Gruppe 53, Dusseldorf Frühjahrssalon
Zimmergalerie Franck, Frankfurt / Main

BIBLIOGRAPHIE | Auswahl

2019 Herbert Zangs – Von Willkür und Ordnung mit Texten von: Dr. Susanna Cremer-Bermbach, Dr. Kei Müller-Jensen, Dipl.Psych. Doris Quasebarth, Helgard Müller-Jensen, Herbert Zangs/Gerhard Klüsener, Galerie Rottloff, Karlsruhe

2019 Herbert Zangs Plus Minus, Gallery Blain Southern, New York

2018 Zangs – Herbert Zangs im Gespräch, Gerhard Klüsener, Köln, Wienand-Verlag

2016 “Herbert Zangs: Vom Sinn des Chaos”, Galerie Maulberger GmbH, München

2013 “Zangs – Works from 1957 – 1989”, The Major Gallery, London

2013 Herbert Zangs – Werkkatalog der Abstrakten Arbeiten: Tome I 1952–1960, Fascicule n°3 1955-1956-1957 und Cahier d’Archives, Texte: Jürgen Stöhr, Emmy de Martelaere, John Matheson (Auszug), Siegfried Cremer (Auszug), Editions Emmy de Martelaere, Paris

2009 Herbert Zangs – Werkkatalog der Abstrakten Arbeiten: Tome III 1971–1980, Fascicule n°1 1973–1978 und Cahier d’Archives, Aktionen – Anti-Bücher, Texte: Anne Tronche, Anne Thurmann-Jajes, Jean Pierre Raynaud, Sigrid Russ, Rolf Dittmar, Emmy de Martelaere. Sonderdruck Herbert Zangs – Jean Pierre Raynaud „Die Reise nach Sizilien“ 1976 und DVD 3 1973–1978: Aktionen und Anti-Bücher, Editions Emmy de Martelaere, Paris 2008

2007 Herbert Zangs – Werkkatalog der Abstrakten Arbeiten: Tome I 1952–1960, Fascicule n°2 1953–1954 und Cahier d’Archives, Texte: Erich Franz, Friedemann Malsch, Annie Claustre, Emmy de Martelaere. Vorzugsausgabe mit DVD 2 1953–1954: Emmy de Martelaere – Herbert Zangs, Gespräche, 1975–1976, Editions Emmy de Martelaere, Paris 2007

2007 Herbert Zangs – Die Fünfziger Jahre, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz 2007, Friedemann Malsch, Susannah Cremer-Bermbach

2004 Herbert Zangs – Werkkatalog der Abstrakten Arbeiten: Tome I 1952–1960, Fascicule n°1 1952–1953 & Cahier d’Archives, Texte: Erich Franz, Didier Semin, Susannah Cremer-Bermbach, Marie-Amélie zu Salm-Salm, Emmy de Martelaere. Vorzugsausgabe mit DVD 1 1924–1953: Emmy de Martelaere – Herbert Zangs, entretiens – Gespräche, 1975–1976, Editions Emmy de Martelaere, Paris 2004

1998 Herbert Zangs – Arbeiten aus vier Jahrzehnten. Hrsg.: Beck-Eggeling-Schlag GmbH, Düsseldorf 1998.

1997 Herbert Zangs. Werke 1952–1975. Verlag: Sies, Alexander, Düsseldorf 1997. Darin: Text von Erich Franz

1996 Herbert Zangs. Werkmonographie. Susannah Cremer-Bermbach, Essen 1996

1994 Blaue Bilder von 1957 bis 1994. Verlag Christian Fochem, Krefeld 1994 Darin: Einleitung von Erich Franz: Herbert Zangs – Bild als Bewegung.

1994 Herbert Zangs – Werksübersicht. Verlag Christian Fochem, Krefeld 1994 Darin: Texte von Manfred Schneckenburger, Christian Fochem und Thomas Weber

1992 Das offene Bild: Aspekte der Moderne in Europa nach 1945. Erich Franz (Hrsg.), Stuttgart 1992

1985 Herbert Zangs – Arbeiten 1952–1962. Sprengel Museum, Hannover 1985

1960 Nettmann, Wilhelm: Lothar Quinte: Herbert Zangs Katalog zur Ausstellung 24. Jan.–14. Febr. 1960, Märkisches Museum, Witten 1960


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